Leseprobe
Viel zu
so ein Morgen ist schon
wenn man so in der Küche sitzt
und nicht recht weiß
warum
vier Gabeln
dabei wohnt man
allein
und dieser Tisch zum Beispiel
ich finde ihn
und
diese Vorhänge
und von den Teppichfransen wird mir ganz
und dieser Toaster
dabei habe ich schon lange kein
ich muss
der tisch passt gerade noch durch
hinaus aus der
hinein in den
nicht weg, nur
verschoben
als würde ich immer bloß
hin und her
und gar nichts Neues
warum will ich etwas Neues
wer kann denn
es sind immer die gleichen
nur stehen sie anders
Vorwürfe
ungesagt zwischen mir und
wem will ich etwas vor
atmen wir nicht alle
gleich
zeitig
was ist dann neu, wenn
wir gleichzeitig
können wir vielleicht entscheiden
was uns
ab wann es zu
und zu
und uns die Luft weg
öffnen wir nicht alle
morgens unsere
wie kann das sein, dass es genug
Luft für alle
und genug
Türen und
Gabeln für alle
ich schalte
an aus an aus an
aus an
gefangenen Tagen
kann ich nicht
aus
mir kommt vor, die Welt
nützt sich
ab und zu scheint mir
sie wird blasser, je mehr ich
und wenn sie ganz unbemalt
aufwacht
ist es dann egal, dass ich
hier
mit vier Gabeln
aus mir falle
Die Straße des Glücks
Hier ist das Glück, pries der Händler die Waren,
vier Euro das Stück! Und sie kamen in Scharen
und wollten es kaufen.
Da sagte der Händler: Fort müsst ihr laufen,
weit weg müsst ihr gehen,
um das Glück, das ihr hier alle habt,
zu verstehen.
Das ist Betrug, schrien die Leute empört,
wir haben genug! Und wie es sich gehört,
wollen wir das Geld zurück.
Halt! sagte der Händler. Wohl hattet ihr Glück,
denn mein Freund um die Ecke
– ihr könnt es mir glauben – verkauft es
fünf Euro das Stück.
Anlauf (Auszug)
Nehmen wir ein Computerspiel: Sobald ich erkenne, dass ich verlieren werde, drücke ich auf beenden.
Nehmen wir das richtige Leben: Sobald ich erkenne, dass –
Er hockt auf dem Rand einer alten Brücke und hört das Wasser unter sich rauschen.
Ob ich es tun soll, ist gar nicht die Frage. Ich werde es tun.
Er summt eine Melodie vor sich hin und lässt die Füße baumeln.
Aber ich habe noch Zeit.
Der Wind bläst so stark, dass niemand außer mir hört, was er der Welt zu sagen hat.
Ich fürchte mich nicht vor dem Tod.
Nein, er fürchtet das Leben. Nichts als ein Kind im Labyrinth ist er, anstatt einen Ausweg zu suchen, hockt er sich in die erstbeste Ecke und weint. Die Nacht ist so dunkel, dass ihn niemand sieht, aber der Tag ist zu hell, als dass ihn jemand vermissen könnte. Als ob ihn jemand suchen würde, wenn doch gar keiner bemerkt, dass er fehlt. Als ob das Glück vom Himmel fallen würde wie die Schneeflocken im Winter.
Nein, ich weine jetzt nicht.
Oh, aber das würde er gerne.
Ich brauche keine Träume, wozu auch.
Jeder braucht einen Traum.
Falsch. Jeder braucht Raum für einen Traum.
Er blinzelt gegen den Wind.
Sei wie ein Stein. Grau. Teilnahmslos. Unscheinbar. Gefühlslos und taub für die
Ungerechtigkeiten auf der Welt.
Aber auch taub für ihre Wunder.
Sei ein Stein.
Er atmet ein. Die Luft ist kalt.
Ein STEIN.
Die Tränen sind heiß.
STEIN, SAGTE ICH!!!
Oh, aber er ist doch ein Stein. Er ist nichts als ein Stein. Unförmig und rau. Und grau. Seine Kanten tun ihm selber weh. Er liegt am Ufer und wartet nur darauf, dass jemand ihn in den Fluss wirft, damit dass Wasser ihm seine Ecken abschleifen kann.
Ich warte nicht, ich springe selbst.